“Nachdem er (Jesus) vierzig Tage und Nächte gefastet hatte, war er sehr hungrig.”

Matthäus 4, 2

 

Wow, echt? Welche Überraschung 🙂

Wir sind ja mitten in der Fastenzeit. Also die römisch katholischen Christen zumindest. Aber was bedeutet dieses Fasten eigentlich? Und wozu fasten wir überhaupt?

Da gibt es zum Beispiel das Fernseh-Fasten. Hier schaut man entweder gar nicht fern oder spart sich wichtige Programme wie Ich-bin-ein-Star-holt-mich-hier-raus(-falls-ihr-mich-kennt), Germany’s next Topmodel (sie suchen zwar jedes Jahr, finden aber irgendwie niemanden) oder jedes Programm, das der ORF von den Deutschen kopiert, es aber irgendwie nicht besser wird.

Aber ist das richtiges Fasten? Naja, man kann eigentlich an alles “-Fasten” anhängen und es bedeutet, dass man von dem erstgenannten Wort eine Zeit lang entweder gar nichts, oder sehr wenig konsumiert.

Also wozu fasten wir überhaupt? Ich möchte hier nicht auf die religiösen Motive eingehen (auch wenn ich mit einem Bibelzitat gestartet habe 😉 ). Nur so viel sei gesagt: Fasten gibt es in unterschiedlichen Formen in fast jeder Religion. Auch zum Verzicht, um dann wieder genießen zu können, möchte ich hier nichts schreiben (Die erste Schokoloade nach tage-/wochenlangem Entzug schmeckt natürlich sehr gut 😉 ). Mir geht es nur um die Frage: Kann ich mit Fasten abnehmen? Die Antwort lautet klar und deutlich: Naja 🙂 Aber hier ein wenig mehr Details dazu:

 

Fasten durch das Weglassen fester Nahrung

Hier nimmst du über längere Zeit keine feste Nahrung zu dir. Die (Unter)Versorgung der Nährstoffe erfolgt über Flüssigkeiten. Meistens durch Suppen, Tees oder Shakes.

Nimmst du dadurch ab? Ja und Nein.

Ja, wenn es dein Ziel ist, Wasser zu verlieren: Kohlenhydrate und Salz binden Wasser im Körper. Wenn dies wegfällt (weil du ja nichts isst), scheidet der Körper mehr Wasser aus. Und schon hast du “abgenommen”.

Nein, wenn es dein Ziel ist, Fett zu verlieren! Innerhalb der ersten Woche verlierst du noch kein Fett. Danach schon. Und Muskeln! Und dein LEBEN!!!! Ich hoffe also nicht, dass du der dünnste Mensch am Friedhof sein möchtest! (Das ist sowieso meistens der, der schon am längsten dort liegt 😉 )

Also die 3kg, die Frau Maier durch die XY-Kur (Name eines unbekannten Samens/Krauts) von YZ (Name einer chirurgisch optimierten jung aussehenden Schauspielerin) abgenommen hat, sind Wasser und haben nichts mit effektiver Fettverbrennung zu tun. Und sobald sie wieder “normal” isst, kommt auch das Wasser zurück. Aber nicht nur das. Da sie ja so brav “abgenommen” hat, muss sie sich natürlich mit Essen belohnen. Und was denkst du macht der Körper nach einer Hungerperiode damit? 😉

 

Fasten durch das Weglassen bestimmter Genussmittel

Hier lässt du zum Beispiel Fleisch, Alkohol oder Süßigkeiten weg.

Schon Paracelsus hat geschrieben: “Die Menge macht das Gift.” (Zumindest ist das die Kurzfassung. Die Langfassung klingt auf Deutsch nicht ganz so cool 😉 ) Und das stimmt einfach überall! Alles im Übermaß schwenkt irgendwann ins Nachteilige. Auch das Positive! Deswegen finde ich so ein Fasten ab und zu gar nicht mal so schlecht (Gilt auch für Fernseh-Fasten, Handy-Fasten, Facebook-Fasten.).

 

Fasten durch eingeschränktes Essen von einzelnen Nahrungsmitteln

Hier isst du zum Beispiel nur Obst oder nur Gemüse. Oftmals sogar nur eine bestimmte Sorte. Das gibt es auch mit Nüssen oder ganz originell mit Semmeln und Milch (Kluger Mensch der Franz, aber seine Mayer-Kur, naja).

Einseitige Ernährung ist natürlich nie gut, falls es sich jedoch um einen nicht all zu langen Zeitraum handelt (z.B. eine Woche), ist es vollkommen in Ordnung.

Und wenn du mehrere Gemüsesorten, Obst und Nüsse isst, ist das ja nichts anderes, als sich vegan zu ernähren. Darauf werde ich ein anderes Mal vielleicht noch genauer eingehen.

Und auch da ist wieder die Dauer des Fastens entscheidend. Ein paar Tage nur Gemüse essen hat noch niemandem geschadet. Aber mindestens 3 Wochen nur Semmeln und Milch essen bzw. trinken? Du kannst dir ja vorstellen, was ich davon halte. 😉

 

Spezialdiäten

Ich weiß, das ist zwar nicht Fasten im eigentlichen Sinne, aber ich möchte es an dieser Stelle trotzdem kurz anführen. Wenn irgendwo eine Diät angepriesen wird, bei der man in 7 Tagen/10 Tagen/14 Tagen rank und schlank wird, vielleicht noch zufällig mit Globulis oder Supplementen, die das Magazin verkauft, einfach überblättern (am besten gar nicht kaufen!).

 

Allgemein kann man sagen, dass das Weglassen der festen Nahrung über einen längeren Zeitraum nicht nur nicht figurförderlich, sondern sogar gefährlich ist! Es ist etwas anderes, wenn du nur gewisse Nahrungsmittel weglässt. Das kann man sogar langfristig durchführen. Low-Carb ist ja auch nichts Anderes als bestimmte Genussmittel, in diesem Fall Zucker, wegzulassen.

“Aber was ist, wenn ich die Zeit, die ich faste extrem verkürze?”  Du meinst statt Tagelang zu fasten nur ein paar Stunden ohne Essen auskommen? Ja, hier gibt es derzeit einige Diätformen, die gerade in Mode sind. Die bekanntesten Varianten sind Eat-Stop-Eat, Lean Gains/Intermittent Fasting, Dinner-Cancelling und die Warrior Diet. Auch wenn hier “Fasten” oder “Diät” dabeisteht (das sind die Originalnamen, man findet sie auch unter anderen Namen), ist es eigentlich eine Ernährungsumstellung. Du machst dies also nicht nur ein paar Wochen, sondern langfristig. Also zumindest so lange, bis du dein Ziel erreicht hast.

Ohne jetzt genauer auf die einzelnen Varianten einzugehen (falls dich eine Variante genauer interessiert, kannst du mir gerne schreiben 😉 ), haben diese doch eines gemein: Es gibt eine Phase des Fastens (Nicht-essens), gefolgt von einer Phase des Essens. Das kommt dir bekannt vor? Vielleicht deswegen, weil du es bereits jetzt schon machst. Sowohl der englische (Break-Fast), als auch der spanische und französische Begriff für “Frühstücken” bedeutet “das Fasten unterbrechen”. Ob das jetzt das Frühstück zu Mittag, wie beim “Intermittent Fasting”, das Frühstück am Abend als einzige Mahlzeit, wie bei der “Warrior Diet”, oder das Frühstück nach dem weggelassenen Abendessen ist, ist dann natürlich Nebensache.

“Aber ist das wirklich fasten?” Die Frage ist, wo zieht man die Grenze? Sind die paar Stunden zwischen meinem Mittag- und Abendessen dann nicht auch schon eine Art Fasten? Aber egal, uns ist ja nur wichtig:

“Nehme ich damit ab?” Und die Antwort lautet: JA! “Aber warum eigentlich?” Simple Mathematik!!!!

Sagen wir, du isst normalerweise 4 Mal am Tag und jede dieser Mahlzeiten hat 800kcal. Somit kommst du auf (4×800) 3200kcal für den Tag. Wenn du jetzt jedoch das Frühstück weglässt (oder das Abendessen), kommst du auf (3×800) 2400kcal! Wenn du nur einmal am Tag isst und dich dabei vollstopfst, wird es wahrscheinlich immer noch weniger sein, als 4 normale Mahlzeiten. Bei “Eat-Stop-Eat” rechnest du einfach nicht pro Tag, sondern pro Woche (an ein bis zwei Tagen isst du nichts). Rein rechnerisch nimmst du weniger zu dir als bisher, also musst du abnehmen!

“Heißt das, ich lass jetzt einfach ein paar Mahlzeiten weg und kann futtern was und wie viel ich will?” Natürlich nicht! Das ist kein Freibrief um dich vollzustopfen. Es macht es dir nur einfacher, weniger zu essen ohne groß darüber nachzudenken. Wenn deine Hauptmahlzeiten Donuts sind, wirst du trotzdem Probleme bekommen. Wieso kannst du nochmals hier nachlesen.

 

“Ok Chris, und was soll ich jetzt machen?”

Ganz einfach: Ziehst du ein Pflaster lieber schnell oder langsam ab?

“Häh??”

Ok, das muss ich vielleicht doch erklären. 😉 Wenn du es mal ausprobieren willst, gibt es zwei unterschiedliche Wege, das anzugehen. Welcher besser zu dir passt ist abhängig davon, was für ein Typ du bist. Manche wollen lieber einen sanften Schritt in die richtige Richtung, andere brauchen eher einen radikalen Schnitt. Je nach dem, ob du das Pflaster lieber langsam oder schnell abziehst, kannst du Folgendes machen:

 

Langsamer Abzieher

Da passt am besten “Intermittent Fasting” oder “Dinner Cancelling”. Je nachdem, was für dich wichtiger ist. Du frühstückst immer mit deinen Kindern, bist aber lange in der Arbeit? Hier passt eher “Dinner Cancelling”. Für die meisten ist “Intermittent Fasting” aber wahrscheinlich angenehmer, da man sich doch eher mit Freunden und Bekannten am Abend und nicht in der Früh trifft und dann gemeinsam isst.

Egal, wofür du dich entscheidest. Iss entweder in der Früh oder am Abend weniger als sonst (wenn du normalerweise 2 Stück isst, nimm ab jetzt nur ein Stück)! Mach das eine Woche lang und beobachte, wie es dir damit geht. Gut? Passt, dann lass das Frühstück oder Abendessen mal komplett weg. Noch immer gut? Perfekt, dann bleib ein paar Tage dabei. Wenn du es dann gewohnt bist, längere Zeit nichts zu essen, kannst du natürlich gerne mal die “Warrior Diet” oder “Eat-Stop-Eat” ausprobieren. Wichtig ist, such dir etwas, was zu dir passt und was du langfristig durchhalten kannst. Alles andere ist Nebensache!

 

Schneller Abzieher

Ok, du willst es ja nicht anders. Beginn gleich damit einen ganzen Tag nichts zu essen (Trinken ist aber immer wichtig!!!!). Wie fühlst du dich? Am nächsten Tag iss wieder normal. Diesen Rhythmus hältst du für ein paar Tage ein. Dann steig um auf die “Warrior Diet”, also eine große Mahlzeit am Ende des Tages. Auch das probierst du eine Zeit lang und beobachtest, wie es dir damit geht. Danach versuchst du dich am “Intermittent Fasting” oder “Dinner Cancelling”.
Zum Schluss entscheidest du einfach, was bei dir am besten funktioniert hat und was du auch auf lange Zeit durchhalten kannst!

Wie du siehst, laufen beide Varianten ähnlich ab, nur fängst du jeweils von der anderen Seite an.

Diese “Kurzfastvarianten” sind kein Fasten im eigentlichen Sinne, sondern Ernährungsumstellungen, die man länger machen kann (aber natürlich nicht unbedingt muss 😉 ).

 

Vom “richtigen” Fasten, also das komplette Weglassen von Essen, halte ich nicht viel. Du tust deinem Körper damit nichts Gutes. Das “Fasten durch Weglassen bestimmter Genussmittel” finde ich jedoch gut. Wenn du ein paar Wochen auf dein Gläschen Wein verzichtet hast, schmeckt es dir nach dieser Zeit der Enthaltsamkeit wieder um so besser. Oder vielleicht auch gar nicht mehr, dann bist du ein Laster losgeworden. 😉

“Heißt das jetzt ich muss unbedingt fasten?” Natürlich nicht. Aber hey, wir haben gerade Fastenzeit und ein Versuch kann ja nicht schaden. Falls du es ausprobieren möchtest, wäre das OK von deinem Arzt natürlich nicht schlecht. 😉

Eines kann ich dir auf jeden Fall sagen, vom Schreiben übers Fasten bekommt man definitiv Hunger! 😉

Dein Fitnesstrainer Wien,

Chris